Einleitung
Da der US-Kongress mehrere Milliarden Dollar für neue
Verteidigungstechnologien bewilligt hat, ist der Zukunft der
Marschflugkörper im Prinzip gesichert (Wir nehmen an, daß ''Marsch'' in diesem
Zusammenhang bedeutet ''herumreisen um des Herumreisens willen'' oder
''ziellos in den Straßen herumstreifen''). Im Lichte dieser Ereignisse hat
der Hobbyforscher Tausende von Anfragen von besorgten Lesern erhalten, die uns
darum baten, die Umweltprobleme zu erforschen, die Marschflugkörper mit sich
bringen, und ein Hobbybastelprojekt zu entwickeln, um diesen potentiellen
Gefahren oder Unbequemlichkeiten zu begegnen.
Folgen für die Umwelt
Wir haben uns auf zwei weite Umweltkategorieen konzentriert:
Stadt und Land.
Wir stellen uns vor, wie Eigenheimbesitzer in den Städten ihre Fäuste
wütend gegen den Himmel ballen, wenn die Raketen über ihre Häuser
donnern, Ziegel vom neugedeckten Dach rasieren - Kacheln lockern sich,
Hunde weinen, Kinder bellen, der Fernsehempfang ist gestört
(Warren M.W.: Marschflugkörper: Allheilmittel oder Aberwitz? Implikationen
für das Fernsehen. Zeitschrift für theoretische Ausstrahlung, 173,22,1982.).
Keine schöne Aussicht.
Auf dem Land geben die Kühe keine Milch mehr.
Ganze Hühnervölker werden in mächtige Strudel eingesogen, die die Raketen
hinter sich herziehen. Die Bauern werden umsonst fluchen, wenn sie
vergeblich versuchen, die silbernen Vorboten des Todes mit ihren
traurigen, ärmlichen Büchsen vom Himmel zu holen.
Das Szenario flößt Angst ein. Die Bürger werden in Furcht
einhergehen und stets fluchtbereit den Horizont nacht den Lufttorpedos
absuchen, die mit plötzlichem Rauschen zur Erde hinabtauchen.
Werden wir zu einer unterirdischen Zivilisation werden, die ihr
erbärmliches Leben in dunkler Erde vergräbt, gelähmt von Himmelsphobie?
Können wir etwas tun, um uns vor diesen grinsenden Todesgeschossen zu
schützen?
Der Hobbyforscher hat dieses Problem in den letzten Monaten sehr
sorgfältig untersucht, und wir glauben, es gibt etwas, das der
gewöhnliche besorgte Bürger tun kann. Untersuchen wir zunächst dir Rakete
selbst.
Die Rakete selbst
Also was ist der Marschflugkörper, und warum ist er so angsterregend
und tödlich? Die Antwort auf diese Frage ist der Schlüssel zu seiner Abwehr.
Der Marschflugkörper ist im Prinzip eine sich selber steuernde,
horizontal fliegende Rakete. Sie wird von einem normalen Flugzeug, z.B.
einem Bomber, abgeworfen und fliegt mit einer Geschwindigkeit von bis zu
500 Meilen pro Stunde in einer Höhe von nur 50 Fuß über dem Boden zum Ziel
(Es ist uns bewußt, daß diese Beschreibung ebenso für die meisten Pendler
im Berufsverkehr auf dem Autobahnnetz zutrifft).
Die Rakete trägt einen nuklearen Gefechtskopf, der eine ganze Stadt in
weniger als einer Millisekunde vernichten kann.
Was aber den Marschflugkörper besonders entsetzlich macht, ist, daß
er eine ''intelligente'' Bombe ist. Er kann das Terrain ''sehen'' und ''weiß''
wo sein Ziel liegt. Er vermeidet Hindernisse und vollführt eine
unglaubliche Luftakrobatik, um sein Ziel zu erreichen und sich selbst
in die Luft zu jagen.
In dieser Verbindung von Intelligenz und Niedrigflugeigenschaften liegt
die Beinahe-Unbesiegbarkeit dieser Waffe. Da die Rakete in etwa 50 Fuß Höhe
fliegt, können normale Frühwarnradarsysteme sie nicht orten, und
deshalb ist keine ''normale'' Verteidigung möglich.
Der Hobbyforscher hat jedoch herausgefunden, daß gerade diese Verbindung
von Intelligenz und niedriger Flughöhe ihre Achillisferse ist.
Wie schlau ist schlau?
Stellen Sie sich einen Moment lang vor, Sie seien ein Marschflugkörper.
Sie haben genug Treibstoff, um etwa 1500 Meilen zu fliegen, und Sie wollen
mit satten 500 Meilen in der Stunde vorwärtskommen. Ihre Flanken rasieren
die Wipfel von Bäumen ab, wie Sie so Ihrem Ziel zudonnern, und Sie sind ganz
scharf darauf, zu explodieren und in ''Fitzelchen'' zu zerstäuben (Fitzelchen
ist ein Fachausdruck, der in der Verteidigungstheorie benutzt wird.
Strenggenommen bedeutet er ''winzig kleine Teile, die, würden sie wieder
zusammengesetzt, dem Original irgendwie ähneln würden''.).
Sie mögen schlanke, metallische Formen, eine genau umrissene Aufgabe
und den unglaublichen, fast unterwürfigen Respekt von anderen. Sie rasen
schneller als ein Ferrari und sind wendiger als eine Katze in einem
Leinensack. Sie sind eine Rakete - ein Marschflugkörper - und Sie sind
verdammt stolz darauf.
Nun zu diesem Rollenspiel. Spüren Sie einen Hauch von Aufregung, wenn
Sie sich all diese Macht und Schrecklichkeit vorstellen? Natürlich tun Sie
das. Aber denken Sie auch, daß es spaßig wäre, in winzige Stückchen
zu explodieren? Nein! Das ist der Schlüssel, das schwache Glied in der
vergoldeten Kette der Rakete.
Wie intelligent kann der Marschflukörper sein, wenn er sich am Ende
einer mühsamen Reise in die Luft sprengt? Welches kluge Stück Hardware
vernichtet sich gehorsam selbst? Kein sehr schlaues, ganz sicher.
Das bringt uns dazu, zu glauben, daß die sogenannte ''schlaue Bombe'' in
Wirklichkeit ziemlich doof ist.
Wir haben also eine fast schwachsinnige Bombe mit einem begrenzten
Treibstoffvorrat, die mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit
praktisch am Boden entlangschrappt. Das summiert sich zu einem schmucken
kleinen Hobbyprojekt, um Ihr Heim vor dem fiesen Marschflugkörper zu
schützen (In größerem Maßstab könnte man ein ganzes Land schützen
Wir halten es kaum für unpatriotisch, das zu betonen, denn wenn wir daran
gedacht haben, dann sicher auch andere. Wir beanspruchen keine speziellen
Kenntnisse oder Expertenschaft auf dem Gebiet der Verteidigungstechnologie,
außer bei der Vervollkommnung unseres ''Verteidigungsgeräts auf großem
Fuß'', daß wir in ''Das Pentagon heute'', 2,27,1979 beschrieben haben.).
Das Projekt
Sie brauchen einige Aluminiumstaebe, Holz, 2 4 Zoll, und Stahlblech.
Eine Auswahl brauner und weißer Acrylfarben wäre praktisch, wie auch einige
alte Federn aus Schrottautos und ein Radargerät, wie es die Polizei
benutzt. Das Projekt erfordert etwa 10 Stunden Arbeit.
Unsere Version kostet etwa 350 Dollar, wenn man hauptsächlich Restmaterial
benutzt.
Funktionstheorie
Wenn das Radar einen Marschflugkörper entdeckt, wird das Federrelais
aktiviert, das den Turm in die Höhe schnellen läßt.
Die Rakete sieht plötzlich etwas gegenüber, das offenbar eine Ziegelmauer
ist (Das ist der Grund dafür, die Turmspitze so zu streichen, daß sie
Ziegeln ähnelt. Je besser die Malerei, desto besser die Abwehr, ganz klar.).
Weil die Bombe, wie wir gesehen haben, nicht allzu schlau ist, wir sie
sehr verwirrt sein, denn niemand hat ihr gesagt, sie solle in 50 Fuß Höhe
auf Ziegelmauern aufpassen.
Als Ergebnis dieser Verwirrung wird die Rakete mit aller Kraft von der
angeblichen Ziegelmauer abdrehen und dabei einen beträchtlichen Teil des
kostbaren Brennstoffes verbrauchen. Sie kann ihre Mission nicht mehr
erfüllen und wird vor Scham im Meer versinken.
So verschont sie Sie vor weiteren Belästigungen, und wer immer auch
in ihrem Zielgebiet war, wir vor der Vernichtung bewahrt.
Alles in allem ist das eine humanitäre Geste, die Freund und Feind
gleichermaßen schätzen werden (Wir haben das Problem der Häuser, die
nicht an der See liegen, bis jetzt nicht gelöst. Es ist möglich,
daß sich der Marschflugkörper so schämt, daß er sofort mit der
Begegnung mit der Pseudomauer detoniert und so Sie und die ganze Gegend
atomisiert. In diesem Falle müssen Sie sich über weitere Belästigungen
nicht mehr den Kopf zerbrechen.).
Wenn die Rakete weg ist, kippen Sie einfach den Turm wieder um, justieren
die Federn und entspannen sich in Ihrem Garten, voll Vertrauen auf die
Sicherheit eines kuscheligen, verteidigungsstarken Heims . Ihre Nachbarn
werden Ihre Fuersorglichkeit sicher zu schätzen wissen und Sie sehr
wahrscheinlich für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen.
Errata
In unserem Beitrag ''Das Schwarze Loch: Ein billiger Staubsauger''
vom letzten Monat haben wir versehentlich vorgeschlagen, den Staubsauger-
schlauch innerhalb des Schwarzschild-Radius zu plazieren.
Es hatte AUSSERHALB des Schwarzschild-Radius heißen m"ussen.
Wir bedauern, wenn dieser Fehler irgendwelche Unbequemlichkeiten
verursacht hat.